HERZsache

beten und genießen

Nach dem Abitur war ich ein Jahr lang in Panama. Dort lebte ich bei einem Eingeborenenvolk mitten im Regenwald. Geschlafen habe ich in einer Holzhütte, geduscht im Freien, gegessen, was es vor Ort gab. Zur Halbzeit kamen mich meine Eltern besuchen und wer meinen Vater nicht kennt: Er ist ein absolut bemerkenswerter Artenkenner. Selbst so fern von der Heimat nannte er mir die verschiedenen Arten und wusste uns über viele Tiere und Pflanzen interessante Besonderheiten zu berichten. Ich erinnere mich, als einmal ein unter Strom stehender Rochen im Meer an uns vorbeischwamm. Aber auch so kriecht und krabbelt genug im Regenwald herum, was giftig ist. Relativ schnell hatte ich mir in meinen ersten Monaten folgendes Motto angewöhnt: “Beten und genießen!”

Für meine 18 Jahre staune ich heute immer noch manchmal über die Tiefe dieser Lebenseinstellung. Angst zu haben bringt nichts. Und sie macht den Moment kaputt. Wie schade wäre es gewesen, ich hätte die absolut beeindruckende Natur nicht so genießen können, wie ich es getan habe!
Nun, ich neige insgesamt nicht dazu, Angst vor Tieren zu haben. Nur Spinnen und ich sollten möglichst weit voneinander entfernt sein. Merkwürdigerweise stören mich die friedlichen Hausspinnen, nicht aber die giftigen Vogelspinnen…
Jedenfalls erinnere ich mich auch an Begegnungen mit Schlangen, von denen ich wusste, dass sie giftig sind. Stampfend (damit sie nicht vor mir erschrecken) und betend schaute ich sie mir trotzdem neugierig an und freute mich, so viele Exemplare wie möglich zu sehen und hoffentlich sogar ein Foto für meinen Vater zur näheren Bestimmung machen zu können.

Ich glaube, es liegt ein großer Schatz darin verborgen, sich seinen Ängsten zu stellen. Sie sind da, sie haben ihre Ursachen und teilweise vielleicht sogar ihre Berechtigung, weil sie uns ja auch auf Gefahren hinweisen. Aber wir sollten uns nicht von ihnen kontrollieren lassen. Wir können Gott die Situation in die Hände geben und dann unseren Blick auf das richten, was vor uns liegt. Beten und vernünftig mit der Situation umgehen hilft uns, den Moment trotz allem genießen zu können.

Letztendlich ist mir in Panama nicht ein Haar gekrümmt wurden. Ich habe enorm viele Tiere gesehen, mit Fledermäusen in einem Zimmer geschlafen, nachts im Zelt im Regenwald übernachtet – es war eine geniale Zeit!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert