23.03.2019
Die Nacht war schrecklich. Während tagsüber mein Körper unter Höchstleistung gearbeitet hat und kein Platz für Gefühle war, beginnt abends im Bett mein Herz langsam zu realisieren, was heute eigentlich passiert ist. Zunächst liege ich geschockt da, starre ins Leere und kann mich mit dem Erlebten nicht identifizieren. Es kommt mir unwirklich und zu schrecklich vor. Dann wallt ein unerträgliches Gefühl auf. Es zerreißt mir das Herz, ich will schreien und wegrennen, mich in Luft auflösen und mein Leben mit dem meines Babys tauschen. Fast erlösend ist es, als dann die Tränen strömen. Unendliche Traurigkeit umhüllt mich und lässt mich noch lange diesen Tag beweinen.
Heute beerdigen wir das Baby. Es ist ein nicht in Worte zu fassendes Gefühl, an einem so winzigen Grab zu stehen und ein Kind zu begraben, das man nicht kennengelernt hat. Wie hätte es ausgesehen, was hat es von mir vererbt bekommen? Es hatte ja bereits eine Augenfarbe!
Dennoch stehen mein Mann und ich nicht verzweifelt hier.
In dem Brief, den ich meinem Baby geschrieben habe, nenne ich es meinen kleinen Held. Es hat nur kurz gelebt – Aber in seinen 45 Tagen Leben hat es eine so bewegende Geschichte geschrieben! Es hat so viele Menschen ganz nahe zu Gott gezogen, darauf hingewiesen, worum es wirklich geht und es war unendlich geliebt, von so vielen Menschen. Und damit ist es mir zum Vorbild geworden.
Nun ist es nicht mehr hier, es geht ihm richtig gut bei unserem Vater. Von Ihm bekommt es einen Namen und dort wird es auf uns warten. Im Himmel werden wir unser Kind kennenlernen – Was für eine Aussicht! Gott ist treu.
In den nächsten Stunden und Tagen überkommen mich dennoch immer wieder Wellen der Verzweiflung. Mein Herz scheint jedes Mal mehr zu zerreißen. Mein Baby…
Inzwischen mache ich es mir aber zur Gewohnheit, mir selbst sofort Wahrheiten zuzusprechen und mich daran zu erinnern, wer ich in Gottes Augen bin, wenn die negativen Gedanken der Schuld wieder in mir hochkommen wollen.