09.04.2019
Ich denke immer wieder an mein Baby, in den vielen winzigen Momenten im Alltag: Wenn ich voller Schmerz auf meinen flachen Bauch heruntersehe, wenn ich darauf angesprochen werde, wann ich endlich ein Kind bekomme (und das passiert mir täglich durchschnittlich zweimal!), wenn ich Lachs und Thunfisch und weich gekochte Eier esse…
Aber ich möchte nicht in meinen Gedanken versinken, mich nur um mein eigenes Leid drehen. Ich nehme Anteil am Leben anderer, bin in Kontakt mit Freundinnen, die ebenfalls schwere Zeit durchmachen. Ich möchte weiterhin ein Segen sein, eine Ermutigerin. Leider merke ich aber, wie mir die Last langsam über den Kopf wächst.
Während ich versuche, mit meinem schlimmen Erlebnis klarzukommen, der nun Teil meines Lebenslaufes ist, dreht sich die Welt ja immer weiter. Es kommen neue Probleme und Herausforderungen für mich hinzu. Zunächst tangieren sie mich nicht ganz so sehr, weil ich sie verhältnismäßig als nicht so schlimm erachte. Aber es gibt Momente, in denen dann alles auf mich einstürzt, wo es mich überfordert, wo ich aus dem Gleichgewicht gerate. An solchen Tagen kommt dann eins zum anderen: Die Unterlagen für den Hausbau müssen geprüft werden, die Jugendleitung will sich treffen, am Abend haben wir zudem einen Termin und statt uns gegenseitig zu ermutigen, streiten mein Mann und ich uns noch.
Im Moment habe ich tatsächlich das Gefühl, den Alltag nicht so richtig hinzubekommen. Die Termine sind zu dicht gepackt, die Arbeit zu aufwühlend und herausfordernd und die Ehe zu spannungsgeladen. Ich persönlich habe im Laufe der letzten Wochen mein gesamtes Selbstwertgefühl eingebüßt und versuche nun, jeden Tag einzeln zu nehmen und durchzuhalten.
Aus diesem Grund bin ich heute Morgen liegen geblieben. Ich habe mich einfach auf die andere Seite gedreht und weitergeschlafen. Ich habe viele Dinge durcheinander geträumt, Belangloses und Verrücktes. Als ich dann wieder aufgewacht bin, habe ich meiner Chefin Bescheid gegeben, dass ich heute nicht auf Arbeit komme. Ich möchte einen Cut machen. Ich möchte nochmal anhalten und die Dinge ordnen. So kann ich nicht weitermachen. Also koche ich mir einen Kaffee, setze mich an unsere große Fensterfront und schaue nachdenklich nach draußen in die vernebelte Landschaft. Mir wird klar, dass ich Gott in den letzten Tagen nicht mehr gespürt habe. Aber das ist auch nicht verwunderlich, weil Er keinerlei Raum bekommen hat. Ich bin von einem Termin zum nächsten gehetzt und wenn Er zu mir sprechen wollte, habe ich alles verdrängt, um nicht in einem unpassenden Moment in Tränen auszubrechen.
Heute will ich mir Zeit nehmen – für Gott und für mich.