Ein halbes Jahr müssen wir nun schon ohne unseren Sohn leben.
Die Zeit ist an mir vorbeigekrochen – jeder einzelne Tag mit seiner untragbaren Last schleicht mit seinen Stunden unsagbar langsam dahin. Unerträglich am Morgen das Wissen, dass dieser Tag viele Stunden mit sich bringt, die es zu überwinden gilt.
Gleichzeitig ist die Zeit an mir vorbeigerast. Die Erinnerungen sind so frisch, der Alltag mit unserem Kind noch so greifbar nahe. Das Vermissen zehrt an mir und ich habe mich noch immer nicht in diesem leeren Alltag zurechtgefunden.
Es ist gut so. Ich wünsche mir frische Erinnerungen an den kleinen Schatz, und gleichzeitig wünsche ich mir, dass die Zeit ohne ihn schnell vorbeigeht. Ich freue mich auf unsere Kinder in der Ewigkeit!
Die Welt um uns verändert sich. Wir werden weniger auf unseren Sohn angesprochen. Das ist okay und ich verstehe, dass die Welt sich weiterdreht. Doch ich merke auch, dass es mir äußerliche Stärke abverlangt. Ich gehe wieder arbeiten und sende damit wohl das Signal, dass es mir besser geht. Aber im Gegensatz zu den ersten Monaten ziehe ich mich mehr zurück, mache das meiste mit mir selbst aus.
Und verdränge viel.
Denn zum Trauern und Erinnern ist im Arbeitsalltag nicht viel Zeit.
Ein halbes Jahr.
Eine Zwischenzeit, irgendwas zwischen kurz und nicht mehr so kurz her. Die Watteschicht wird dünner, in die wir gehüllt werden.
Oder bilde ich mir das nur ein?