Mein Bauch ist voller Leben. Da turnt und purzelt den ganzen Tag das kleine Baby herum. Jedes neu entdeckte Körperteil testet es aus. Es übt fleißig das Atmen mit dem Fruchtwasser und verschluckt sich regelmäßig daran, was einen niedlichen Schluckauf zur Folge hat. Die Umgebung wird erkundet und so manches Organ als Trampolin genutzt. Es ist aber auch zu schön, sich einfach gegen die untere Wand zu schieben und dann sanft in den Schlaf geschuckelt zu werden, weil Mama sofort aufs Klo rennt. Pausen scheint es nicht so viele zu geben – das ist aber auch alles viel zu spannend! Mal sehen, ob das Baby sich jetzt auspowert und später ruhig wird, oder ob es so ein lebhaftes Kind bleibt.
Immer wieder staune ich über die Vorstellung, dass in meinem Bauch ein ganz individueller Mensch heranreift – was für ein Wunder! Und wie neugierig ich darauf bin, es endlich kennenzulernen! Bei so manchen Boxern erkenne ich die offensichtliche Reaktion auf Dinge, die ich tue: Die Zeitschriftenecke, die unangenehm in den Bauch pieckst und da unbedingt wegmuss, das Vorlehnen beim Sitzen, was die unmittelbare Verteidigung des eingenommenen Bereiches des Babys auslöst, die Give-me-fives, wenn Papa von Arbeit kommt und seine Hand auf den Bauch legt.
Das alles offenbart mir schon ein klein wenig den Charakter dieses Menschen, der sich mitteilen möchte und dies erstaunlich gut hinbekommt. Superspannend!
Ich bin nun in der 26. Schwangerschaftswoche. Am Freitag habe ich Geburtstag – am gleichen Tag wäre mein erstes Baby zwei Monate alt geworden. Das ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, weil es sich so falsch anfühlt, darüber nachzudenken. Und doch liegt es für mich auf der Hand. Ich dachte ja, dass ich mit 27 das erste Mal Mama werden würde und vom Herzen her bin ich das auf jeden Fall. Aber für wen zählt das schon, außer für mich? Kaum jemand denkt so, zählt mein erstes Baby mit. Ich merke, wie ich mir angewöhnen muss, in der Öffentlichkeit vom ersten Baby zu reden. Ich sehe ja ein, dass ich nicht jedem meine Geschichte erzählen kann. Doch für mich gehört sie zu meiner Gegenwart, zu diesem Baby in meinem Bauch.
So sind meine liebevollen Gedanken bei beiden Kindern und das ist okay so. Sie gehören nun mal beide dazu und ich liebe sie beide aus tiefstem Herzen.